Michael Snehottas Karriere als Marathonläufer und Extremsportler begann mit einer Wette unter Bundeswehrkameraden beim Bosnien 2000: „Wenn wir das überstanden haben, mach ich beim nächsten Hamburg-Marathon mit!“
Im Januar 2001 war Michael wieder zurück in Deutschland, quittierte den Militärdienst – und war ein Vierteljahr später beim Hamburg-Marathon dabei.
„Von da an war ich süchtig!“, bekennt er. Und trainierte konsequent weiter, um sich für immer härtere Läufe zu qualifizieren. Rund ein Dutzend absolvierte er pro Jahr – und arbeitete dabei als Altenpfleger im Schichtdienst, um seine Familie zu ernähren.
Wie bringt man da noch Zeit und Energie fürs Training auf?
„Ganz einfach“, sagt Michael. „Der Weg zur Arbeit war mein Training. Das waren jeden Tag zwanzig Kilometer hin, zwanzig Kilometer zurück. Bei jedem Wetter. Und wenn ich Frühschicht hatte, bin ich eben um vier Uhr aufgestanden.“
Im Jahr 2007 war es soweit, dass er die Altenpflegerstelle aufgeben und als Trainer seine Erfahrungen vermitteln konnte. Doch seinem sozialen Engagement blieb er treu: So lief er im Juli 2006 als UNICEF-Botschafter in drei Tagen von seinem Heimatort Pfofeld im Fränkischen Seenland nach Kriessern in der Schweiz und legte eine Strecke von 310 km zurück – mehr als ein doppelter Marathon pro Tag. Nach den überstandenen Strapazen konnte er einen Spendenscheck in Höhe von 2650,- € überreichen.
Im selben Jahr war er einer von vier Teilnehmern am 36-Stunden-Lauf um den Großen Brombachsee, der dem Verein „Kinderschicksale Mittelfranken“ 1850,- € Spenden einbrachte. Dabei ließ sein persönlicher Ehrgeiz in der Suche nach neuen Herausforderungen nicht nach: Michael war beim „Tough Guys Race“ in England dabei, beim Marathonlauf über den gefrorenen Baikalsee im März 2008 und einen Monat später beim „Marathon des Sables“ in der marokkanischen Wüste.
Hatte er sich damit zuviel zugemutet?
„Man darf das sicherlich nicht unterschätzen“, sagt er heute. „Die raschen Wechsel zwischen den Klima- und Zeitzonen mögen ihr Teil dazu beigetragen haben, dass die Krankheit ausbrach.“
Hautkrebs war die Diagnose, die Michael in eine tiefe Krise stürzte. All seine Energie wurde vom Kampf gegen die Krankheit aufgezehrt. Sechs Operationen musste er im Laufe des Jahres 2009 überstehen und hatte quälende körperliche Schmerzen zu ertragen.
„Es gab nur noch zwei psychische Zustände: Ich war entweder hypernervös, weil die Gedanken in mir nicht zur Ruhe kamen – oder ich bin völlig in Depressionen abgestürzt.“
Training gegen den Krebs
Eine persönliche Begegnung brachte schließlich die Wende: Michael wurde mit mentalem Training vertraut gemacht.
„Natürlich ist medizinische Hilfe und Betreuung wichtig. Aber sie ist nicht alles. Man muss sich auch psychisch regenerieren, man muss gesund werden wollen und der Krankheit seinen Lebensmut entgegensetzen – aber das hätte ich aus eigener Kraft nicht mehr geschafft. Ich war kurz davor, mich aufzugeben.“
Innerhalb weniger Wochen gewinnt Michael Vitalität und Lebensfreude zurück, und sein sportlicher Ehrgeiz packt ihn wieder.
„Nach der letzten Operation hätte ich mich noch zehn Wochen schonen sollen. Aber eine Woche später hab ich schon angefangen, mich mit Nordic Walking wieder aufzubauen.“
Gezieltes mentales Training ist ein fester Bestandteil seines täglichen Programms geblieben. Meditiert habe er früher schon, sagt Michael, der sich seit seiner Tätigkeit als Altenpfleger viel mit religiösen und weltanschaulichen Fragen beschäftigt. „Aber mentales Training ist noch einmal eine andere Sache. Da geht es um das Aktivieren der Vorstellungskraft. Denn nur, wer sich als Sieger denkt, kann auch Sieger sein.“